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Fachtag: Autonome Pflegeteams-Potenziale und Herausforderungen

Veranstalter: Hochschule Osnabrück, Akkon-Hochschule Berlin sowie Living Lab Wohnen und Pflege 

Ort: Akkon-Hochschule, Colditzstraße 34-36, 12099 Berlin

 

Mitwirkende: Akteure fast aller aktuellen Ansätze (z. B. ASB Hamburg, AAP Heide, Buurtzorg, Caritas Westerwald, Pflegenachbarn und  St. Franziskus-Krankenhaus Köln (angefragt) sowie Wissenschaftler:innen, die mit der Evaluation betraut waren.

Tagungspauschale/Verpflegung: 150 €

Organisation/Kontakt: www.living-lab.org, Mail: M.Schnellhammer@hs-osnabrueck.de

Inhalt des Fachtages: An verschiedenen Orten in Deutschland wurden in den letzten Jahren selbstorganisierte Pflegeteams, vor allem in der ambulanten, zum Teil aber auch in der stationären Pflege aufgebaut. Sie wollen die Attraktivität des Pflegeberufes steigern, die Handlungskompetenzen von Pflegenden ausweiten, das Empowerment der Pflegebedürftigen sowie deren An- und Zugehörigen stärken und die Ressourcen auf kommunaler und regionaler Ebene heben, um so einen wirkungsvollen Beitrag zur langfristigen Sicherstellung der pflegerischen Versorgung zu leisten.

Ein weiterer Aspekt ist das erhoffte verlässlichere Zusammenwirken professioneller Pflegekräfte mit den pflegenden An- und Zugehörigen. Im „Quartiersansatz“ vieler selbstorganisierter Teams werden die familiär Pflegenden menschlich gestärkt, fachlich unterstützt und die Selbständigkeit pflegebedürftiger Menschen gefördert.

Selbstorganisierte Teams finden zunehmend in Praxis, Forschung und Entwicklung Beachtung, weil ihnen zugeschrieben wird, dass sie zu einer höheren Arbeitszufriedenheit beitragen, die Krankenstandsquoten senken, ein positives Berufsbild fördern und die Kompetenzen der Pflegenden zur Problemlösung besser zur Geltung kommen lassen.

Die Publikationslage dazu ist noch überschaubar und es fehlt an einer Zusammenführung der Erkenntnisse. Der Fachtag ist als erster Schritt einer solchen Zusammenführung anzusehen. Er trägt dazu bei, die Chancen und Herausforderungen des Ansatzes besser zu verstehen, Gelingensfaktoren und Wirkmechanismen zu identifizieren sowie Empfehlungen zu einer Weiterentwicklung zu geben.

Zusammenfassung der Ergebnisse des Fachtages:

Aus den Beiträgen ergaben sich Hypothesen zu den Gelingensfaktoren und Herausforderungen selbstorganisierter Teams (Beispiele):

  • Es gibt Hinweise, dass bei Abrechnung nach Zeit, statt nach Leistungskomplexen, die rehabilitierende und aktivierende Pflege zunimmt und die beruflichen Kompetenzen der Pflegemitarbeitenden besser zur Geltung kommen. Sie fördert die Zufriedenheit der pflegenden Angehörigen sowie der Patienten, weil sich zusätzliche Möglichkeiten zur konkreten Ausgestaltung der Pflegeleistungen ergeben.
  • Es kommt zu einer Senkung des Krankenstandes und zu einer höheren Bindung der Pflegekräfte.
  • Die Eigenständigkeit und Verantwortung der Pflegenden nehmen zu, ebenso die gegenseitige Unterstützung.
  • Systemisch-lösungsorientierte Ansätze sind zunehmend festzustellen, wenn sie durch entsprechende Fortbildungsmaßnahmen gefördert werden.
  • Es werden Potentiale zur Effizienz- und Effektivitätssteigerung deutlich, die selbstorganisierte Teams durch strategisch leichter entfalten können.

Zudem wurden neue Sichtweisen auf die selbstorganisierten Teams deutlich, die aber noch einer weiteren Überprüfung bedürfen.

  • Quartiersansätze scheinen sich in Deutschland schwer zu tun, obwohl § 71 SGB XII einen Rahmen und eine Leistungsverpflichtung vorgibt. Die Kommunen beklagen aber die begrenzten Handlungsmöglichkeiten wegen der knappen Budgets.
  • Die bürokratischen Herausforderungen durch das SGB XI überfordern kleine Teams regelmäßig, deswegen ist ein funktionierendes „Backoffice“ zur Unterstützung essentiell (z. B. rechtliche Vorgaben, wirtschaftliches Controlling, pp.).
  • Die wirtschaftlichen Anforderungen für selbstorganisierte Teams können beachtlich sein, wie Insolvenzen in diesem Bereich zeigen. Die Ursachen sind noch nicht abschließend geklärt. Die Insolvenzen betreffen aber nur „Neugründungen“ – die Changeprojekte sind durchgehend erfolgreich.
  • Es gibt auch viele konventionelle Pflegedienste, die wirtschaftlich erfolgreich sind und mit geeigneten Maßnahmen für niedrige Krankenstandsquoten und eine hohe Bindungsfähigkeit der Mitarbeitenden sorgen. Es gibt also weitere Möglichkeiten für einen Changeansatz.

 

Ein Bericht zu den Ergebnisse des Fachtages „Autonome Pflegeteams“ ist auf der Seite des BMG abrufbar:                                                       https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/details/fachtag-chancen-und-herausforderungen-autonomer-ambulanter-pflegeteams.html